Das Handwerk.

Das Handwerk.

Das Handwerk, die goldene Mitte – ergründet auf Ehr’ und Sitte.

Das Handwerk war bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts eine der tragenden Säulen der Wirtschaft. Alles, was die Bevölkerung zur Lebensbewältigung nicht selbst herstellen konnte, stammte aus der Hand eines Handwerkers. Wie ist es heute um das Handwerk bestellt?

Starke persönliche Eigenschaften müssen den Handwerker auszeichnen: praktische Erfahrung, Gewandtheit, Ordnungsliebe, Pünktlichkeit, Mäßigkeit und Nüchternheit und strengste Rechtschaffenheit. Wo sich diese Eigenschaften finden, ist dem Handwerker die Achtung auch der anderen Gesellschaftsklassen sicher. „Etwas selbst dann richtig zu tun, wenn man dafür vielleicht gar nichts bekommt, das ist wahrer Handwerksgeist. Und wie ich meine, vermag nur solch ein uneigennütziges Gefühl des Engagements und der Verpflichtung die Menschen emotional zu erheben. Anderenfalls unterliegen sie im Kampf ums Überleben.“ (Richard Sennett).

Alles, was das deutsche Volk als Ganzes in den vergangenen Jahrhunderten erlebt, erduldet und geschaffen hat, das organisierte Handwerk war daran beteiligt. Kein anderer organisierter Wirtschaftsbereich in Deutschland verfügt über eine vergleichbare Tradition. Das Bewußtsein der eigenen Geschichte ist für das Handwerk unerläßlich, das sich selbst ja nicht nur als Wirtschaftszweig, sondern als einen eigenen gesellschaftlichen Stand versteht.

Zunehmend werden dem Handwerk viele negative Argumente zugeschrieben. Das Handwerk sei einseitig, habe keine Zukunft und biete keine Aufstiegschancen. Die Erhöhung des Renteneintrittsalters ist ein weiterer Grund, eine Ausbildung im Handwerk nicht in Betracht zu ziehen. Doch die abwertende Haltung dem Handwerk gegenüber existiert zu Unrecht. Nirgendwo in der Welt gibt es diese duale und zielgerichtete Lehrlingsausbildung wie in Deutschland. Nirgendwo gibt es diese strenge und akribische Meisterausbildung. Man kann nicht begreifen, wie kurzsichtige deutsche Politiker einfach die Meisterpflicht in vielen Handwerksberufen abschaffen, zugunsten von Masse und Pfuscherei.

Die Menschen sollten sich wieder darauf besinnen, was das Handwerk einmal war: Garant für Qualität und Kompetenz. Es beginnt schon damit, den Buben und Mädchen das Erbe der schöpferischen Handwerkskunst von klein auf nahe zu bringen und in Fleiß, Disziplin und Eigenverantwortung zu lehren. Dann kann dem Handwerk wieder zum alten Glanz verholfen werden. Ganz dem Wunsch Kaisers Wilhelm II. entsprechend: „ …daß dem Handwerk nach Wolken die Sonne wieder leuchte, dann wird auch unter den veränderten Verhältnissen der alte schöne Spruch Geltung behalten: Handwerk hat goldenen Boden.“.

[PMW]

„Allem Leben, allem Tun, aller Kunst
muß das Handwerk vorausgehen,
welches nur in der Beschränkung
erworben wird.
Eines recht wissen und ausüben,
gibt höhere Bildung als Halbheit
im Hundertfältigen.“

Johann Wolfgang von Goethe