Familie als Rückgrat der Gesellschaft.

Familie als Rückgrat der Gesellschaft.

Es ist mittlerweile gesellschaftlicher Konsens, daß Frauen und Männer sich gleichermaßen Kinder, Küche und Karriere teilen sollen. Auf Männern wie Frauen lasten enorm hohe gesellschaftliche Erwartungen.

Beide sollen beruflich erfolgreich sein, nebenbei eine Familie gründen und natürlich für ihre Kinder da sein. Der Staat setzt sich dafür ein, Familie und Beruf miteinander vereinbar zu machen, u.a. durch den Ausbau von Kita-Plätzen. Aber trägt der Ausbau von Kitas wirklich dazu bei, das Familienleben zu fördern?

Damit Eltern und Kinder zusammen eine Familie sein können, ist vor allem eine sichere und verläßliche Bindung der Kinder an ihre Eltern von entscheidender Bedeutung. Um diese Bindung aufzubauen, ist einerseits körperliche Nähe notwendig, andererseits müssen die Eltern in der Lage sein, die Bedürfnisse ihres Kindes zu erkennen und entsprechend darauf einzugehen. Dies braucht Zeit und eine gewisse „Ruhe in sich selbst“.

Beruf und Familie zusammen sind nun aber eine Doppelbelastung und ein Stressfaktor. Fast 40 Prozent der Eltern mit Nachwuchs unter 18 Jahren fühlen sich häufig oder sehr häufig gestresst. Neben den gesellschaftlichen Erwartungen an Väter und Mütter kommen auch noch finanzielle Aspekte hinzu: Bezahlbarer Wohnraum ist eine Seltenheit geworden – zumindest im städtischen Umfeld. Finanzielle Sicherheit ist oft nur zu erreichen, wenn beide Elternteile arbeiten. Die Kinder werden in dieser Zeit fremdbetreut und treffen im Anschluss nicht selten auf vom Arbeitsalltag genervte Eltern. Der Chef hat sie vielleicht angeraunzt oder sie wurden von einer Kollegin bei einem wichtigen Projekt ausgebootet. Für das Kind bedeuten sowohl der hohe Geräuschpegel im Kindergarten als auch die Reizüberflutung und das „sich in der Gruppe behaupten müssen“ ebenfalls Stress.

So treffen gestresste Eltern am Nachmittag auf gestresste Kinder, mit denen sie auf dem Heimweg einkaufen, zu Hause schnell die Wäsche in die Maschine stopfen, einmal durchwischen, die Wäsche aufhängen und ein paar Brote zum Abendessen zu schmieren. Die Kinder, müde und hungrig nach Zuwendung durch Mama oder Papa, hängen ihnen dabei am Bein und strapazieren die ohnehin schon angespannten Nerven aufs äußerste. Und egal, ob Eltern irgendwann die Nerven verlieren und herumbrüllen oder ihre Kleinen vor der Glotze parken: übrig bleiben Kinder, die mehr Zeit des Tages bei Fremden verbringen als in ihrer Familie.

Entkoppelt von ihren wichtigsten Vorbildern, Vater und Mutter. Der kanadische Entwicklungspsychologe Gordon Neufeld vertritt die These, daß Kinder sich in unserer Gesellschaft erstmalig in der Menschheitsgeschichte an Vorbildern orientieren, die niemals für diese Rolle vorgesehen waren: an Gleichaltrigen. Er führt diese „Gleichaltrigenorientierung“ auf die immer frühere und länger andauernde Fremdbetreuung zurück, sowie auf die fehlende gesellschaftliche Unterstützung bei der Bindung von Kindern an ihre Eltern. Als eine wesentliche Folge davon sieht er bei Jugendlichen einen gestiegenen Drogenkonsum, eine allgemeine Ziellosigkeit und eine sinkende Unterrichtbarkeit.

In welcher Gesellschaft werden wir in 20, 30 oder 50 Jahren leben, wenn dieser Trend weiter zunimmt? Vielleicht sollten wir als Gesellschaft damit aufhören, Eltern in das Modell „Doppelverdiener mit Kinderganztagsbetreuung“ zu drängen und schief anzusehen, wenn sie ihre Kinder nicht mit einem Jahr in die Krippe geben oder wenn sie es sich sogar erlauben, mehr als ein oder zwei Kinder zu bekommen? Lassen wir den Eltern die Wahl, wie sie ihre Familie und ihre Zukunft gestalten wollen.

Wer Familie und Beruf zusammenbringen will, wird die Möglichkeit dazu finden, wer sich gegen den Spagat zwischen Beruf und Familie entscheidet, soll ebenfalls die notwendige Unterstützung und vor allem die gesellschaftliche Anerkennung erhalten. Denn nur so werden Familien ihre Rolle als Rückgrat der Gesellschaft wieder neu annehmen und ausfüllen können. [CHR]

Quellenverweise.

https://www.bmfsfj.de-bmfsfj-themen-familie-kinderbetreuung-kita-ausbau

https://www.apotheken-umschau.de-familie-entwicklung-neugeborenes-eltern-kind-bindung-warum-sie-so-wichtig-ist-791107.html

https://www.aerztezeitung.de-Panorama-Oft-nah-am-Burn-out-404856.html

https://www.nestbau-familie.de-fakten/stress-fuer-kleine-kinder-stressfaktoren/

Gordon Neufeld, Unsere Kinder brauchen uns! Die entscheidende Bedeutung der Eltern-Kind-Bindung, Bremen 2006


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