Wer zuletzt geht, macht das Licht aus.
Das Gespenst der Deindustrialisierung geht um in deutschen Landen. Handelt es sich um Jammern auf hohem Niveau oder steht die Bundesrepublik vor dem industriellen Infarkt?
Die Unternehmensberatung Atreus kommt in einer Befragung von Führungskräften der Automobilindustrie zu dem Schluss, daß vieles „für die Existenz der von der Politik oftmals geleugneten De-Industrialisierungswelle“ spricht. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG attestiert Deutschland in ihrer Studie „Business Destination Germany 2022“ keine „Verbesserungen bei den bereits vor zwei Jahren bemängelten Schwächen“. Insbesondere bei der digitalen sowie der logischen Infrastruktur (Straßen, Brücken, Eisenbahn etc.) bestünden gravierende Mängel.
Darüber hinaus sind eine undurchsichtige Steuerpolitik sowie generell die hohe Steuerlast auf der Seite der ungünstigen Standortfaktoren zu verbuchen. Befragt wurden die Chefs ausländischer Unternehmen, die in der Bundesrepublik Tochterfirmen unterhalten. „Deutschland punktet bei fundamentalen Standortfaktoren wie Fachkräfteverfügbarkeit und Forschungsstärke“, so die Einschätzung der ausländischen Investoren. Die innovative Stärke Deutschlands ist weithin bekannt. Unser Land liegt im weltweiten Vergleich bei der Zahl der Patentanmeldungen immer noch auf dem zweiten Platz nach den USA.
Laut „zdfheute“ sieht auch die Bundesregierung „aktuell keinen grundlegenden Fachkräftemangel in Deutschland“. Trotzdem wurde dieses Jahr das Fachkräfteeinwanderungsgesetz verabschiedet, das die Zuwanderung von Arbeitskräften erleichtern soll. Werfen wir einen Blick auf die Arbeitslosenstatistik: Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales bezifferte die Zahl der Arbeitsuchenden im letzten Quartal 2022 auf 4,35 Millionen, denen 1,82 Millionen offene Stellen gegenüberstanden. Die unbesetzten Stellen findet man vor allem im Niedrig- und Mittellohnsektor. Bei einem durchschnittlichen Bruttolohn von 2.235 Euro monatlich im Gastgewerbe ist es nicht verwunderlich, wenn Gaststätten schließen müssen wegen Personalmangels.
Schließlich erhält eine vierköpfige Familie ca. 3.000 Euro netto an Sozialleistungen. Es fehlt schlicht für viele der Anreiz, ihren Unterhalt durch Arbeit zu bestreiten. Zusätzlich drängt eine hohe Zahl an Migranten ins Sozialsystem, was zu einer Kostenexplosion führt, die wiederum von immer weniger Arbeitnehmern getragen werden muss. Es bedarf schon einer blühenden Phantasie, dieser Entwicklung durch noch mehr Zuwanderung entgegenwirken zu wollen.
Ein anderes Problem für die energieintensiven Industriezweige, wie die Stahlproduzenten oder die chemische Industrie, stellen die exorbitant hohen Energiepreise dar. Das größte Chemieunternehmen der Welt, die BASF mit ihrem Hauptstandort im pfälzischen Ludwigshafen, erwägt den Bau eines zweiten Werkes in China. BASF-Chef Martin Brudermüller: „Wir kommen in der Summe zu dem Schluss, daß es vorteilhaft ist, unser Engagement dort auszubauen.“
Kein Wunder, wenn man bedenkt, daß der Preis für Erdgas in China zwanzig mal geringer ist als hierzulande. Ein Konzern wie die BASF, der maßgeblich verantwortlich ist für den Wohlstand einer gesamten Region, orientiert sich Richtung Asien. Ein massiver Stellenabbau hätte außer auf die Arbeitsplätze der Ludwigshafener massive Auswirkungen auf zahlreiche Zulieferer und Dienstleister, die von dem Chemieriesen abhängig sind.
Dieselbe Problematik findet sich in der Automobilindustrie. Die großen prestigeträchtigen Konzerne dienten in der Vergangenheit auch zur Identifikation der Menschen einer bestimmten Region. Das sich anbahnende Desaster geht zurück auf das Versagen der Bundesregierung in praktisch allen Belangen. Die Sanktionen gegen Russland beispielsweise treffen die deutsche Wirtschaft ins Mark.
Jede Krise bietet aber auch eine Chance, heißt es. Immer mehr Menschen trauen sich, über den Tellerrand zu schauen und erkennen, daß die Art, wie dieses Land geführt wird, unweigerlich ins Chaos und in die Armut führt − und dies nicht erst seit der Ampelkoalition. Seit 1990 rutschte Deutschland von dem Land mit einer der stärksten Volkswirtschaftskräften in Europa immer weiter ab und droht, in der Bedeutungslosigkeit zu versinken. Es ist also ein roter Faden erkennbar, der sich durch sämtliche Farbkombinationen der Koalitionen durchzieht.
Um es bildlich auszudrücken, wurde das schöne und starke Gebäude Deutschland in den letzten 30 Jahren komplett entkernt bis nur noch die Fassade stand. Die aktuelle Regierung ist nur die Abrissbirne, die diese Fassade nun vor aller Augen einreist. Der promovierte Volkswirt und Bestsellerautor Markus Krall behauptet, daß „wir allesamt in einer geschlossenen Anstalt leben und die Patienten an der Macht sind“ und fügt hinzu: „Diese Krise wird die Geisteskrankheit im Westen heilen“.
Soll uns diese Krise vielleicht lehren, daß wir uns nicht auf große Konzerngebilde als Wirtschaftsmotor verlassen sollten? Eventuell sollten wir uns wieder auf das fokussieren, worin wir nachweislich wirklich gut sind − ein starkes und weltweit hochgeachtetes Handwerk und die Förderung von Innovationen in dem eigentlichen Wirtschaftsmotor, der dieses Land ausmacht: der Mittelstand.
[LIS]
Quellenverweise.
Standort Deutschland auf dem Prüfstand.
➘ https://archive.ph/wip/fBehl
Deindustrialisierung in Bayern.
Zehn-Punkte-Plan der Regierung.
Weitere Quellen:
➘ https://www.ingenieur.de/wirtschaft/deindustrialisierung-ist-die-industrieflucht-noch-zu-verhindern/
➘ https://www.atreus.de/publikation/studien/wirtschaftsstandort-deutschland-2023/
➘ https://www.dw.com/de/wirtschaftsstandort-deutschland-weniger-gefragt/a-64402385
➘ https://www.bmi.bund.de/SharedDocs/pressemitteilungen/DE/2023/03/fachkraefte-kabinett.html
➘ https://blog.bachheimer.com/magazine/diese-krise-wird-die-geisteskrankheit-im-westen-heilen
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