Immer mehr Menschen reflektieren ihre Lebensweise und ihr Konsumverhalten. Im Kontext des Umweltschutzes und der eigenen Gesundheit machen sie sich immer mehr Gedanken darüber, wie sie naturnah, ressourcenschonend und gesund leben können. Dabei gibt es viel Neues zu lernen, aber auch Altes wieder neu zu entdecken.
Die Entwicklung unserer Gesellschaft unterliegt einem fortwährenden Wandel. Nicht jeder technische Fortschritt oder jede gesellschaftliche Entwicklung ist auch zwingend positiv für Mensch, Tier und Natur. Sicherlich ist der Vorteil der Erfindung des Telefons nicht von der Hand zu weisen. Auch das Flugzeug hat der Kutsche beim Reisen längst den Rang abgelaufen. Bedenken wir aber die Atombombe als Kriegswaffe, Quecksilber als Bestandteil von Impfungen oder das Smartphone als unverzichtbarer Alleskönner im Alltag. Es wird uns damit bewußt, daß neue Errungenschaften nicht immer nützlich für Mensch und Natur sind.
Der Zusammenschluß von Familien oder auch Einzelpersonen zu Hof- oder Lebensgemeinschaften mit dem konkreten Wunsch, anders zu leben, findet wohl auch deshalb immer mehr Anhänger. So konnten sich mittlerweile vielfältige Strukturen entwickeln: Es gibt zum einen den kleinen familiengeführten Hof, der durch Obst- und Gemüseanbau, ein paar Hühner, Ziegen und Schweine die eigene Versorgung mit Nahrungsmitteln sicherstellen soll. Zum anderen führen und verwalten manche Hofgemeinschaften mittlerweile auch größere Nutztierbestände und Ackerflächen, deren Erzeugnisse in den eigenen Hofläden verkauft und sogar online angeboten werden. So manches Produkt findet sich auch in Bio-Supermärkten wieder. Hier sollte man auf die Siegel von z. B. Naturland, Bioland oder Demeter achten, denn Bio ist nicht gleich Bio. Auch gibt das Etikett meist Aufschluß darüber, ob das Produkt aus der Region kommt.
Der Fokus liegt bei den meisten Projekten eindeutig auf der biologisch-dynamischen Erzeugung, das heißt im Einklang mit Mensch, Tier und Natur. So werden die Gärten und Felder möglichst bodenschonend bearbeitet und mit natürlichem Dünger aus dem eigenen Wirtschaftskreislauf verbessert. Dazu zählen neben Dung und Mist der eigene Kompost, aber auch natürliche Mineralien und selbst hergestellte Pflanzenjauche aus Wildkräutern. Ebenso wird vermehrt durch Permakultur in den Obst- und Gemüsebeeten darauf geachtet, welche Pflanzen gute Partner sind, die sich gegenseitig die Schädlinge fernhalten oder sich im Wuchs unterstützen. Unerwünschte Bei- oder Wildkräuter werden nach dem Jäten einfach an die Tiere verfüttert. Das alles macht sich schließlich im Endprodukt bemerkbar.
Bauer Jörg vom Hof „Hoher Schönberg“ nahe der Ostsee resümiert: „Ich merke es entsteht ein Bewußtsein beim Verbraucher, was es bedeutet, nicht nur ein Bionahrungsmittel zu kaufen, sondern ein hochwertig handwerklich produziertes Nahrungsmittel.“ Was einige Hof- oder Lebensgemeinschaften ebenfalls teilen, ist das Zusammenleben und Arbeiten mit meist familienfremden Menschen. Das kann neben der Arbeit für viele die größere Herausforderung sein. Wie kommt man miteinander aus, „ohne sich die Köpfe einzuschlagen“. Die gravierendste Veränderung sieht Max von der „Hofgemeinschaft Lübnitz“ nahe Bad Belzig im sozialen Gefüge der Gesellschaft: „In einer Welt, wo so viel Vereinzelung und Einzelkämpfertum herrscht, finde ich es ein ganz dringendes Überlebenswissen, wie Zusammenleben geht.“
Sich in eine Gruppe von Menschen zu integrieren, dort seinen Platz zu finden und sich mit seinen Stärken für das Allgemeinwohl einzubringen, kann wohl nur dort gelernt werden, wo man dieser Herausforderung auch begegnet. Zusammenhalten in Krisenzeiten, sich gegenseitig zu helfen und sich miteinander zu freuen, das ist, was das Leben lebenswert macht und das Überleben einer Gesellschaft schließlich sichert.
[LFR]
Quellenverweise.
Erntezeit auf dem Ur-Bauernhof | Die Nordreportage | NDR:
➘ https://www.youtube.com/watch?v=-TFuz0-1oH4
Generationsübergreifendes Leben auf dem Land:
Hofgemeinschaft Lübnitz:
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