Das Hilfsmittel zur „Meinungsfindung“.
In Nachrichtensendungen bedient man sich gern des Hilfsmittels der Umfragen, die von Instituten oder Firmen erstellt werden, um eine Meinung zu unterstreichen. Aber wie aussagekräftig ist so eine Umfrage und wann ist eine Erhebung eigentlich repräsentativ?
Die einfachste Form ist die anonyme Online-Umfrage. Sie zählt aber als ungenau, weil die Zielgruppe stark begrenzt, eingeschränkt und nicht die Gesamtheit der Bevölkerung widerspiegelt. Eine weitere Möglichkeit des Austausches, nur viel kleiner, ist der Stammtisch. Diese Tradition diente früher im ganzen Land, um gesellschaftliche Themen anzuführen, wichtige Informationen zu teilen und gemeinsam an Ideen sowie Lösungen zu arbeiten.
Soll aber die Meinung der Bevölkerung herausgefunden werden, braucht es eine repräsentative Umfrage. Bei dieser Umfrageform werden bei der Erstellung viele Faktoren betrachtet, die das Ergebnis maßgeblich beeinflussen. Zielgruppen, Fragenkatalog und der Zeitpunkt fließen in die Antwort ein. In jeder Umfrage gibt es Personengruppen, die vom Thema gar nicht betroffen sind, zum Beispiel kann es vorkommen, daß Fahrradfahrer ohne Auto zum Sachverhalt Tempolimit auf Autobahnen befragt werden. Ihre Meinung dazu ist genauso wichtig wie die eines Autofahrers, weil damit ein anderer Blickwinkel eingebracht wird.
Entspricht die Zusammensetzung der Befragten einer Grundgesamtheit der Bevölkerung, gilt die Umfrage als repräsentativ. Es ist dann auch nicht nötig, alle Menschen in einem Land befragen zu müssen. Das Ergebnis wird zwar viel aussagekräftiger, je mehr Menschen teilnehmen, aber die Bereitschaft zur Teilnahme ist immer abhängig, wie brisant das Thema für die Menschen ist.
2018 vor den Europawahlen wurde eine Online-Umfrage EU-weit gestartet, in der abgestimmt werden konnte, ob die Zeitumstellung abgeschafft werden soll. Diese Umfrage war mit ihren 4,6 Millionen Teilnehmern die bislang erfolgreichste und doch waren nicht alle Kriterien gegeben, damit sie als repräsentativ gelten kann. Die 4,6 Millionen Teilnehmer entsprechen einem Prozent der Bevölkerung der EU, nur haben 3,07 Millionen deutsche Teilnehmer an der Umfrage teilgenommen und in anderen EU-Ländern gab es fast keinen Teilnehmer, was die Gesamtheit für die EU nicht widerspiegelt. Deshalb wird die Umfrage trotz ihrer großen Anzahl an Teilnehmern in Frage gestellt.
Ein weiteres Beispiel: Das geplante Verbot für die Zulassung von neuen Verbrenner-Autos ab 2035. Anhand der Forsa-Umfrage von Juni 2022 wurde die Einstellung der Bevölkerung in Deutschland zu synthetischen Kraftstoffen, E-Fuels, E-Mobilität sowie weiteren verkehrspolitischen Themen abgefragt. Dabei kam heraus, daß 39 % der Befragten dafür sind, daß keine neuen Verbrenner-Motoren ab 2035 mehr zugelassen werden. Jedoch 58 % der Befragten waren gegen ein Verbot.
Ziel der Umfrage ist auch, die allgemeine Einstellung zu einem Thema aufzunehmen und so ist bei der Forsa-Umfrage auch festgestellt worden, daß 89 % der Deutschen positiv auf die E-Fuels eingestellt sind. Viele Menschen wollen gern für den Umweltschutz ihren Beitrag leisten, nur versteht kaum einer, warum die Politik sich nur auf die Elektro-Mobilität versteift und dafür eine Subvention zahlt und alle anderen Ideen komplett außen vorlässt.
Sind diese ganzen Zahlen repräsentativ oder wird nur eine Meinung geäußert? Jeder für sich hat eine Meinung, ob er sie mitteilt und öffentlich kundtut, steht auf einem anderen Blatt. 2021 mitten in der Pandemie sind viele Ungereimtheiten aufgefallen, vom Löschen der Beiträge bis hin zum Sperren von Benutzerkonten, weil die Meinung der Menschen nicht der öffentlichen Lesart entsprach. Wenn also nur Daten für einen Trend in der Bevölkerung erhoben werden, die aus einem bestimmten Meinungsfeld kommen, kann dies repräsentativ sein?
Eine weitere Entwicklung ist mittlerweile, für das Beantworten von Umfragen Geld zu bekommen. Dafür meldet man sich auf Online-Plattformen wie „empfohlen.de“ oder „Norstat“ und „Swagbucks“ kostenlos an und kann dort attraktive Prämien und Gutscheine bekommen. Für jede mitgemachte Umfrage bekommt der Befragte einen Bonus, den er einlösen kann. Es stellt sich nur die Frage, mit welchem Ziel man die Umfragen beantworten möchte. Sind es die Prämien oder das Geld, die einen animieren, an Meinungserhebungen teilzunehmen?
Fakt ist: Die Antworten fließen in große Datenbanken ein und können mit speziellen Suchalgorithmen gefiltert werden. Aber genau das Filtern der erhobenen Daten ist nicht öffentlich. Wie kommen die Zahlen zustande? Und mit welchen Suchbegriffen wurde gearbeitet?
Beenden wir den Artikel mit einem passenden Zitat von Winston Churchill: „Ich traue keiner Statistik, die ich nicht selbst gefälscht habe.“
[REY]
Quellenverweise.
Repräsentative Umfragen.
Keine Mehrheit für Neuzulassungsverbot von Verbrennermotoren.
➘ https://ecomento.de/2022/07/05/keine-mehrheit-fuer-verbrenner-neuzulassungsverbot-forsa-umfrage/
Eignung von Umfragemethoden.
Weitere Quellen:
➘ https://www.online-umfrage.org/umfrage-definition/
➘ https://www.spektrum.de/news/wann-ist-eine-umfrage-repraesentativ/2166723
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