Es war einmal…und alle lebten zufrieden…

Es war einmal…und alle lebten zufrieden…

Wahrscheinlich wurden fast jedem als Kind die vielen wundervollen Märchen u. a. der Gebrüder Grimm vorgelesen. Mädchen wollten Prinzessin oder Königin sein und die Knaben Ritter oder Könige. Viele Kinder tragen diesen Wunsch in sich. Die einstigen Kinder reifen zu Erwachsenen heran und im späteren Leben sind sie es als Eltern, die diese Geschichten weitergeben. Woher kommt das bzw. warum ist das so?

Blicken wir heute in andere Königreiche wie England, Dänemark, Belgien, die Niederlande oder Schweden, so sieht man die Begeisterung der Untertanen. Sie jubeln und fiebern für ihre Königsfamilien. Selbst die Deutschen kleben regungslos und euphorisch an Übertragungen von royalen Hochzeiten oder Zeremonien und fühlen eine unbändige Faszination. An den Einschaltquoten und dem Verhalten bei einem Besuch von König Charles III. von England im März 2023 in Berlin und Hamburg kann man die Anziehungskraft gut sehen. Und trotzdem wird die Frage nach einem deutschen König von vielen Deutschen rigoros verneint. Warum eigentlich?

Der Glaube, daß ein König schlicht über alles und jeden herrscht und sich nur mit Prunk auf Kosten seiner Untertanen präsentiert, ist weit verbreitet. Doch ist das wirklich so? Wenn man in die deutsche Geschichte blickt, stolpert man unweigerlich über Friedrich den Großen aus dem Hause Hohenzollern, der wie sein Vater, Friedrich Wilhelm I., von dem Wunsch getrieben war, die Lebensbedingungen für sein Volk zu verbessern. Aus dem Bestreben, alle gleich zu behandeln − „In meinem Königreich gibt es Raum für alle, unabhängig von ihrer Herkunft oder Religion.“ − gipfelte dieser Anspruch in einem Gesetz , dem Allgemeinen Landrecht für die preußischen Staaten, welches als Vorgänger des späteren Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB) gilt.

Und das ist nur ein Beleg, daß es dem preußischen König nicht um Prunk auf Kosten seines Volkes ging. Es ging ihm darum, ein Land zu gestalten, in dem alle Preußen gerne leben und sich mit ihm identifizieren. Um es mit seinen Worten zu unterstreichen: „Das Glück und die Zufriedenheit meines Volkes sind die Grundpfeiler meines Königreichs.“

Friedrich der Große, dessen Beiname ihm übrigens vom Volk gegeben wurde, erlernte in Küstrin während seiner wegen einer Fahnenflucht strengen Haft, wie Landbau und Viehzucht betrieben werden. Später brachte er dieses Wissen in seine Regierungspläne ein. Er erkannte früh den erheblichen Anteil und Nutzen der Landwirtschaft bei der Versorgung des Landes. 1756 sah er eine Möglichkeit, die Hungersnot zu bekämpfen, und erließ das Kartoffelgesetz. Die Bauern wurden verpflichtet, Erdäpfel anzubauen und zu verwenden. Damit verbesserte er gleichzeitig die Landwirtschaft und förderte die Akzeptanz sowie Verbreitung der Kartoffel als Nahrungsmittel. Und das alles, weil er sich bereichern und herrschen wollte? Der spätere oberste Staatszweck „zum Schutze des Bundesgebietes und des innerhalb desselben gültigen Rechtes, sowie zur Pflege der Wohlfahrt des Deutschen Volkes“ ist also auch auf ihn, den Kartoffelkönig Friedrich II., zurückzuführen. Allerdings, der Staat als Völkerrechtssubjekt steht auf einem anderen Blatt und wird einem anderen deutschen König zugeschrieben.

Noch ein Beispiel für die Verehrung und die Treue zu einem deutschen Monarchen als Staatsoberhaupt liefert Sachsen. Friedrich August III. war sehr beliebt und volksnah. Nach der Novemberrevolution 1918 wurde einst den Sachsen im Zirkus Sarasani verkündet, der König habe abgedankt. So trug sich folgende Geschichte zu: „Friedrich August machte in den 20er Jahren während eines Jagdausfluges Halt in einem Gasthaus in Bad Elster. Eine Tischgesellschaft rätselte: ‚Ist er‘s oder ist er‘s nicht?‘ Schließlich siegte die Neugier über Anstand und ein Herr erkundigte sich: ,Entschuldigen Sie, sind Sie nicht der König von Sachsen?‘. Darauf erwiderte der König: ,Geenich ohne Sachsen!‘ (König ohne die Sachsen)“.

Knapp zwölf Jahre später wurde Friedrich August III. von seinen Sachsen zu Grabe getragen. Aus allen Teilen des Landes strömten sie herbei, um ihrem König die letzte Ehre zu erweisen. Von morgens bis in den späten Abend defilierten ungefähr 200.000 Sachsen am Sarg des toten Königs. Tausende Blumen wurden niedergelegt. Hätte man die Kirche nicht geschlossen, hätten sich noch Tausende in den Zug des Abschieds eingereiht. Eine solche Demonstration der Liebe, Treue und Verehrung aus allen Schichten des Volkes hatte es in dieser Form in Sachsen noch nicht gegeben. Und das alles, weil er so schlecht war? Bei all der Trauer ist es interessant, wie die Sachsen auf die Kinder des Königs reagierten. Denn plötzlich füllte sich der Theaterplatz mit tausenden Menschen, als bekannt wurde, daß die sechs Abkömmlinge des Königs dort eingekehrt waren. Die Sachsen gaben so lange Hochrufe, bis die Kinder auf den Balkon traten, um der Menge winkend zu danken.

Blickt man auf die deutschen Könige, wird leicht erkennbar, welch großartige Errungenschaften dem Volk unter den Monarchen zuteil wurden. Kann es sein, daß wir tief in unseren Seelen ein unsichtbares Band haben, welches uns in gutem Gedenken an die Taten unserer Könige als den „ersten Dienern des Staates“ für unsere Ahnen mit der Monarchie verbindet? Haben wir womöglich nur vergessen, daß es dieses Band gibt und wofür es steht? Ist das vielleicht der Grund, weshalb wir die Märchen so sehr lieben?

[PßN]

Quellenverweise.

Zitate Friedrich des Großen.

https://www.friedrich-der-grosse.net/zitate-friedrich-des-grossen

König Charles in Berlin.

https://www.morgenpost.de/politik-article238026119-koenig-charles-royals-berlin-camilla.html

Die Sachsen nehmen Abschied vom König von Sachsen.

https://www.saechsische.de/kultur/so-nahmen-die-sachsen-abschied-vom-letzten-sachsen-koenig-5628671-plus.html

Weitere Quellen:

https://amtsschimmel.net/volkswohlfahrt-und-das-soziale/

https://de.wikipedia.org/wiki/Kartoffelbefehl

https://de.wikipedia.org/wiki-Allgemeines_Landrecht_f%C3%BCr_die_Preu%C3%9Fischen_Staaten

https://www.bibleserver.com/LUT/Matth%C3%A4us7,20

https://www.schloss-neuhausen.de-historisches-glossar-aufruf-des-preussischen-koenigs-friedrich-wilhelm-iii-an-mein-volk/

https://de.wikisource.org-wiki/%E2%80%9EDas_Volk_steht_auf,_der_Sturm_bricht_los!%E2%80%9C

https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de-item-NMXIL6Q3RTHM772EKQTKPTR3HL3AJZPY

https://www.verfassung-deutschland.de/1918-verfassung-1871/?print=pdf


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