Ganzjährig ernten.
Was kann im Sommer gesät werden, damit man im späten Herbst noch ernten kann? Beim Gemüseanbau gibt es keine Regeln, denn jeder Gärtner arbeitet nach eigener Vorstellung. Es gibt unzählige Methoden der Gartenführung bis hin zum Anbau im Kübel auf dem Balkon.
Zum einen gibt es Erfahrungen im Bereich des biologisch-dynamischen Gartenbaus nach Rudolf Steiner, zum anderen die aus der freien „Nichts-Tun Landwirtschaft“ nach Masanobu Fukuoka in Japan der 1970er Jahre entstehende Permakultur auf großer und kleiner Fläche. Aber auch die amerikanische Version der Permakultur des permanenten Säens und Erntens von Bill Mollison und Graham Bell gehört dazu.
In diesem Garten wird automatisch die Fruchtfolge eingehalten, da sich die Pflanzen selbst koordinieren. Egal für welche Bewirtschaftung man sich entscheidet, alle Methoden haben ein gemeinsames Ziel – Ernten bis in den Winter hinein. Ein klassisch geführter Garten mit ordentlichen und sauberen Reihen, in denen das Gemüse keiner Konkurrenz ausgesetzt ist, viel Platz und Sonne hat, um schnelles Wachstum zu erzielen, erzeugt hohe Qualität und Quantität.
Der sogenannte biologische Gartenbau lebt von der Wechselwirkung sich ergänzender Gemüse- und Kräuterpflanzen. Bekanntermaßen liebt die Erdbeere den Knoblauch. Dieser schützt sie vor Schimmelpilzen. Die Tomate, die mehrere Jahre an einem Ort gedeiht, liebt die Gesellschaft der mehrjährigen Petersilie. Diese gehen eine Liebesbeziehung ein und bewirken hervorragende Ernten. Dieser Anbau hat eine präzise Reihenfolge und Zeitfenster, in denen gesät und geerntet wird.
Das wollen wir anhand eines Beispiels verdeutlichen. Im Idealfall macht sich der Gärtner einen Plan, wie und womit seine Fläche von Januar bis Dezember bepflanzt werden soll. Dabei gilt die Einteilung in vier Fruchtfolgen: Vorfrucht, Hauptfrucht, Zwischenfrucht und Nachfrucht. Alle vier Jahre wechselt das Hauptgemüse seinen Platz in ein anderes Beet. Die Hauptfrucht ist die am längsten Gedeihende. Dazu zählen alle Kohlarten, Sellerie, Möhren, Bohnen, Rote Beete, Tomaten, Gurken, Kartoffeln, Erbsen. Angenommen, die Gurke ist die Hauptfrucht, bleibt diese im Beet stehen von Mai bis Oktober. Die Monate, in denen das Beet leer-stehen würde, bepflanzt man mit schnell wachsenden Früchten, also dem Vorgemüse wie Radieschen, Kohlrabi, Kresse, Mairüben, Rucola und den vielen Salatsorten, besonders mit denen, die wenig gegen Kälte anfällig sind. Es gibt auch hier Sorten, die überwintern können und nicht eingehen.
Im Gewächshaus oder auf dem Balkon geht das z. B. mit dem Zuckerhut, dem Kälte nichts ausmacht. Das heißt, sobald es der Boden von der Temperatur her erlaubt, die Vorfrucht Salat, Radieschen, Rettich oder Feldsalat auszubringen, wird dies getan. Nach der Ernte ebendieser kommt die Gurke in die Erde. Sie hat, wie auch ein Kohlkopf oder Sellerie, eine längere Wachstumsperiode als ein Salat oder Radieschen. Dabei ist es egal, ob es sich um die lange Schlangengurke handelt, die es mag, angebunden zu werden, oder die Einlegegurke, die sich auf dem Boden ausbreitet. Die Pflänzchen sind zum Anfang hin noch sehr klein und brauchen dennoch viel Platz um sich herum. Und genau dieser Platz wird für die Zwischenfrucht genutzt. Gemeint sind hier der Kohlrabi, der Salat, aber auch schon die Nachfrucht wie derRosenkohl. Dieser kann bis in den Winter weiterwachsen, wenn das Beet von den Gurken befreit ist. Er hat jetzt selbst viel Platz und Licht.
Widmen wir uns der Nachfrucht, die Ende Sommer in die Erde kommt. Im Idealfall hat der Gärtner die Pflänzchen schon im März oder April vorgezogen. Geerntet werden sie im Herbst und/oder Winter. Dazu zählen alle Kohlarten wie Rot- und Weißkohl, Wirsing, Grünkohl, Schwarzkohl, Rosenkohl und Porree. Ebenso ist es lohnend, Mitte oder Ende Herbst Feldsalat, Spinat, Mairüben, Pastinaken, Petersilienwurzel und Gemüsezwiebel auszubringen. Diese überwintern in der Erde und kommen im folgenden Gartenjahr, wenn die Temperatur wieder wärmer wird, von ganz alleine und bilden die Vorfrucht. So kann ein schöner Kreislauf geschaffen werden.
[KPL]
Quellenverweise.
Buchempfehlung | Masanobu Fukuoka, „Rückkehr zur Natur“.
➘ Masanobu Fukuoka, „Rückkher zur Natur – Die Philosophie des natürlichen Anbaus“, 2. Auflage, 1998, ISBN: 978-3-923176-46-5, Pala Verlag.
Buchempfehlung | Herbert Rhein, „Handbuch für das Überleben in Krisenzeiten“.
➘ Herbert Rhein, „Handbuch für das Überleben in Krisenzeiten“, 1. Auflage, 2013, ISBN: 978-3-86445-096-9, Kopp Verlag.
Buchempfehlung | Graham Bell u. Bill Mollison, „Permakultur praktisch“.
➘ Graham Bell, Bill Mollison, „Permakultur praktisch“, 3. überarb. Auflage, 2016, ISBN-13: 9783895661976, Pala Verlag.
Weitere Quellen:
➘ Masanobu Fukuoka, „Große Weg hat kein Tor“ Nahrung – Anbau – Leben, 6. Auflage, Dezember 2013, Deutsch, ISBN-13: 9783895662065, Pala Verlag.
Rudolf Steiner „Biologisch Dynamischer Gartenbau“.
➘ https://www.youtube.com/watch?v=r1x681ozhZs
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