Elektroautos – Retter für Umwelt und Klima?
Seit Jahren plädiert die Bundesregierung für mehr Elektroautos. Diese Autos seien leise, emissionsfrei und damit gut für die Umwelt und das Klima. Aber ist das wirklich so?
Die Vorteile des Elektromotors schlagen sich nieder in Verschleißarmut und damit hoher Energieeffizienz. Geräuschlos und vibrationsarm rollen sie über den Asphalt. Von Interesse dürfte sein, dass diese Motorenart bereits 1837/38 patentiert wurde. Ein primäres Kaufkriterium liefert sicherlich das Automatikgetriebe, das lästige Schaltvorgänge obsolet macht. Auch weisen Elektromotoren eine enorme Beschleunigung aufgrund ihrer spontanen Drehmomententfaltung auf und sorgen so für viel Fahrspaß. Ohne große Verzögerung kommt das E-Fahrzeug schnell auf die gewünschte Geschwindigkeit. Mit einem Wirkungsgrad (Verhältnis von zugeführter Energie zu Nutzenergie) von über 90 Prozent ist er der wohl effizienteste Motor mit Straßenzulassung. Der Dieselmotor bringt es im Schnitt gerade mal auf einen Wirkungsgrad von 50 Prozent.
Weil die Elektromotoren leise sind, kann es dazu kommen, dass sie im Straßenverkehr von Fußgängern oder Radfahrern nicht oder zu spät gehört werden, sodaß es zu „Schreckmomenten“ oder Unfällen kommt. Seit Mitte 2019 müssen deshalb neue Elektroautos serienmäßig mit einem sogenannten Soundgenerator ausgerüstet werden. Obwohl die elektrischen Fahrzeuge selber emissionsfrei sind, dürfen die Emissionen bei der Stromerzeugung im Kraftwerk nicht vergessen werden. Deshalb ist ein Elektroauto auch nur so sauber wie der geladene Strom.
Das Herzstück des Elektroautos ist die Lithium-Ionen-Batterie, welche die Autos teuer macht. Die Akkus werden hauptsächlich in Asien hergestellt, was hohe Transportkosten verursacht. Diese Batterien sind auch der Grund für das enorme Gewicht der Autos. Je höher die Reichweite, desto schwerer der Akku. Im Schnitt bringen Elektromobile 21 Prozent mehr Gewicht auf die Straße als ein Benziner. Die rollenden Kolosse bedrohen das zentrale Versprechen einer umweltgerechten Mobilität. Denn mehr Gewicht bedeutet mehr Rohstoffverbrauch bei der Produktion und mehr Stromverbrauch im Betrieb. Dazu kommen noch Wünsche der Kunden, die das Gewicht nach oben treiben: Hohe Beschleunigung und Fahrleistung etwa – das Fahrzeug benötigt entsprechend starke Bremsen, gute Kühlung und eine stabile Karosserie.
Nur 18 Prozent seiner Energie benötigt ein Elektroauto, um sein Gewicht zu bewegen, ganze zwei Drittel aber, um Luft aus dem Weg zu räumen. Infolge des hohen Gewichts steigt der Reifenabrieb und damit die Feinstaubbelastung stark. Ebenso steigt der Platzbedarf der Autos in den Städten, da sich reichweitenstarke Batterien nur in entsprechend großen Karosserien verbauen lassen. Trotzdem erreichen Stromer aber nicht die Reichweiten von Verbrennern. Außerdem hängt die Reichweite auch davon ab, ob Heizung oder Klimaanlage im Auto eingeschaltet sind, d. h. je mehr Stromverbrauch im Fahrzeug, desto kürzer die Reichweite. Im Schnitt kommen Elektroautos auf Entfernungen zwischen 200 und 450 km.
Für die Autobatterien wird Lithium benötigt. Jedes Stromspeichermedium enthält etwa 10 kg Lithium. Dieses kann aus Gestein abgebaut (Australien) oder aus Salzseen gewonnen werden (Südamerika). Hauptabbaugebiet ist Australien, die größten Lithium-Vorkommen befinden sich in Südamerika. Die dortigen oberflächlich ausgetrockneten Salzseen enthalten im Salzwasser tief unter der Oberfläche hoch konzentriertes Lithium, welches herausgepumpt werden muß. „Anschließend verdunstet das Wasser in großen Becken“.
Die Trennung von anderen unerwünschten Mineralienrückständen vom Lithium wird mit hohem chemischem Aufwand betrieben. Dieser Lithiumabbau entwickelt sich aber zunehmend zu einem Problem, da in diesen Regionen der Grundwasserspiegel durch das Abpumpen des Wassers sinkt und es ferner ohnehin kaum regnet. Die eingesetzten Chemikalien gelangen zudem in die Umwelt und vergiften diese massiv. Dadurch wird die Lebensgrundlage der indigenen Bevölkerung zerstört. Clemente Flores, der Wortführer von insgesamt 33 Gemeinden in Salinas Grandes, will die Lithiumproduktion verhindern. Und er hat auch eine Botschaft für Europa: „Der Abbau von Lithium für Europa und der Wechsel zum Elektroauto wird unsere Gemeinden und unsere Landschaft umbringen […] Ihr glaubt, damit könnt ihr die Menschheit retten, aber ihr werdet uns alle umbringen.“
Weitere Nachteile zeigen sich bei der Wiederverwertung der Lithium-Ionen-Akkus. Das ist nur sehr umständlich möglich und darum werden sie in der Regel als Sondermüll entsorgt. Auch benötigen Feuerwehren für brennende Stromer zum Löschen des Brandes aufgrund der Hitzeentwicklung größere Mengen Wasser, vor allem zur Kühlung des Akkus. Beim Abtransport von verunfallten Elektroautos gibt es zusätzlich außergewöhnlich hohe Sicherheitsvorkehrungen. Die Wracks müssen in u. a. spezielle nicht brennbare Decken eingehüllt werden. Entsprechend ist die Abfuhr nicht nur aufwendig, sondern auch kostspielig. Werden mit solchen Elektroautos, die sich aus Kostengründen auch nur Gutbetuchte leisten können, die Umwelt und das Klima gerettet? Wieso blendet die Regierung die „Nebenkosten“ bei der Herstellung und Entsorgung der Fahrzeuge sowie die enormen Umweltschäden bei der Lithiumgewinnung aus?
Würde sich sonst so mancher Autokäufer gut überlegen, wie sinnvoll so ein „umweltfreundliches“ Auto ist?
[LÖ]
Quellenverweise.
So funktioniert ein Elektroauto.
➘ https://www.adac.de/verkehr/tanken-kraftstoff-antrieb/alternative-antriebe/elektroantrieb/
Wiederverwertung der Akkus, eine Herausforderung.
➘ https://www.spektrum.de/news/die-altlast-der-elektromobilitaet/1738176
Abbau von Lithium, geht so Umweltschutz?
➘ https://utopia.de/ratgeber/lithium-abbau-das-solltest-du-darueber-wissen/
➘ https://www.deutschlandfunk.de/lithium-abbau-in-suedamerika-kehrseite-der-energiewende-100.html
➘ https://www.adac.de/rund-ums-fahrzeug/elektromobilitaet/info/e-auto-loeschen/
➘ https://www.rv24.de/magazin/rund-ums-auto/elektroauto-verschrotten
➘ Handelsblatt Nr. 113 vom 14.6.22, S. 4, Thema des Tages: Mobilitätswende, viele Kilos für wenig Watt
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