Zurückblickend auf frühere Hochzeiten der bäuerlichen Wirtschaft waren Tiere die Helfer. Heute sind sie von PS-kräftigen Zugmaschinen verdrängt. Hobbyschafhalter kümmern sich um viele alte Rassen, um sie vor dem Aussterben zu bewahren. Und das zu Recht, betrachtet man die Nützlichkeit des Schafes. Landschaftspfleger werden die Schafe genannt, als gesunder Fleischlieferant sind sie gefragt, geben uns Milch und Fett und an wichtigster Stelle sei die Wolle genannt, ein Geschenk noch obendrauf.
Schafe halten die Flure sauber, beweiden an der Küste die Deiche und an Gebirgshängen schützen sie die Landschaft vor dem Verwildern durch Buschwerk. Rar geworden sind jene Schafherden, die im Herbst auf den Stoppelfeldern die rasch aufkeimenden unerwünschten Wildkräuter abfressen und gleichzeitig die Felder natürlich düngen. Die frühere Landwirtschaft kam ohne Pestizide aus und die Paarhufer lockerten die Böden, was eine gute Entwicklung der Kleinstlebewesen in der oberen Erdschicht förderte. Es gab keine Bedenken ungesunden Fleisches wegen, die bäuerliche Arbeitsweise erzeugte einen biologischen Kreislauf.
Schafwolle war in jener Zeit eine bedeutende Handelsware, sowohl im Import als auch im Export. Je nach Klimazone war der Wollcharakter der Tiere unterschiedlich, von rauhwolligen, wie beim Pommernschaf bis zu feinwolligen, aus Persien stammenden Merinoschafen. Dank vielfältiger Verarbeitungstechniken hatte Wolle einen hohen Stellenwert. Vom Segel bis zur Seemannsuniform, von Alltagskleidung bis hin zu Gesundheitsprodukten reichte das Angebot. Heute ist Wollausstattung in Textilgeschäften in den Hintergrund geraten. Der Loden wurde von Kunstfasern verdrängt, Strickwolle von der Baumwollmischfaser und das Fehlen wärmender Wollsocken und bequemer Hausschuhe wird zunehmend beklagt.
Wer hielt denn die Säuglinge und Krabbelkinder trocken in Zeiten, als es weder Gummihose noch Pampers gab? Es war das handgestrickte Wollhöschen. Das Wollunterbett nahm den Schweiß Kranker und Fiebernder auf. Plastikbezüge zum Schutz der Matratze, welch eine Zumutung, gab es nicht. Ein dicht gestrickter Wollpullover schützte vor Wind und Wetter und das Schaffell machte den Sitzplatz kuschelig. Dort strickten und handarbeiteten die Senioren, saßen an Webstühlen bis ins hohe Alter. Junge wie Alte hüteten in frischer Luft die Schafe. Jedermann erfreute sich seiner Beschäftigung, wußte sich geschätzt und gebraucht. Niemand sinnierte über ein Mehrgenerationenhaus. Es war doch längst alles da.
In der Handarbeit hat sich die Tradition der alten Strick-, Filz und Webtechniken erhalten, trotz moderner Strick- und Webmaschinen. Die Textilindustrie verarbeitet heute zunehmend Kunststofffasern, zudem wurde die Produktion aus Kostengründen ins Ausland verlagert. Gerade den älteren Menschen kam dadurch ihre produktive Nützlichkeit abhanden, degradiert sie heute zum reinen Konsumenten und die damit erzeugten Gewinne fließen durch die Globalisierung gleich mit ins Ausland ab. Gute Bekleidung aus Kammgarn ist mit heutigen Renten kaum mehr zu bezahlen.
Wolle ist ein wertvoller Rohstoff. Dank ihrer Eigenschaft, viel Flüssigkeit aufnehmen zu können und sie vom Körper weg nach außen zu transportieren und erleichtert sie das Schwitzen. Zudem sind Wollsachen bequem, garantieren beste Bewegungsfreiheit, ideal für Kinder mit ihren rasch wachsenden Die Wollsocke dient als gute Einschlafhilfe für Menschen, die zu kalten Füßen neigen. Erkältungen können durch Wollpullover vermieden werden, halten die empfindliche Brust und den Rücken warm. Wollunterbetten dienen nicht nur im Krankenbett, sie sorgen allgemein für einen erholsamen Schlaf. Im Winterstiefel sind Wollsocken unabdingbar und wer zu Schweißfüßen neigt, erinnere sich an das hohe Saugvermögen von Wolle. Mancher Schuh enthält Chemikalien, die keine gesundheitsfördernde Wirkung haben und somit von der Haut abgehalten werden sollten. Die Wolle kann dafür als Puffer dienen bis zur nächsten Wäsche. Wo sind unsere Schäfer geblieben, um uns verlorengegangenen Komfort wieder zurückzubringen? Was muß getan werden, um den Beruf des Schäfers aufzuwerten? Wann endlich ziehen die blökenden Gesellen wieder über Feld und Flur und bescheren uns mit ihrer Wolle?
[SIH]
Quellenverweise.
Ziegen und Schafhaltung:
Wolle:
➘ https://de.wikipedia.org/wiki/Wolle
Bürokratische Hürden für nachhaltige Kleidung:
➘ https://www.schafzuchtverband.de/fileadmin-user_upload-infos-datei_downloads-zvspflyerneujan2012.pdf
➘ https://www.habbishaw.de/Unsere-Manufaktur.html
➘ https://nordwolle.com/bauer-boeckmanns-hof/
➘ https://wohnklamotte.de/diy/filzschuhe-stricken/
Werte Leser, sollten Sie feststellen, daß die angegebenen Quellen nicht mehr aufrufbar sind, bitten wir um einen entsprechenden Hinweis über unser Kontaktformular.