Versicherungen.

Versicherungen.

Geschäftsmodell oder Solidargemeinschaft?

So gut wie jeder Erwachsene in Deutschland hat die eine oder andere Versicherung. Mit einer Versicherung schützen sich Menschen gegen die möglichen finanziellen und existentiellen Auswirkungen von Schicksalsschlägen ab. Diesen Wunsch nach Sicherheit hegen die Menschen schon seit dem Altertum. Heute ist dieses Bedürfnis zu einem Spagat mutiert, zwischen den Interessen der Versicherten und der Gewinnorientierung der Versicherungen.

In Deutschland läßt sich die Entstehung der ersten Versicherungen auf die Gründung von Gilden zurückführen. Die ersten Gilden wurden bereits in der Burgenordnung (926 n. Chr.) Heinrichs I. erwähnt. Aus diesen Anfängen entwickelten sich dann nach und nach die Kaufmannsgilden und Handwerkerzünfte. Sie versprachen ihren Mitgliedern Schutz und Hilfe in allen Lebensbereichen. Dazu zählten im Wesentlichen die Sicherheit des Warentransports und die gegenseitige Unterstützung in Unglücksfällen.

Im Laufe des 18. Jahrhunderts breiteten sich die Feuerkassen aus und parallel dazu wurden die ersten Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit (VVaG) gegründet. Nach und nach drängten ab dem 20. Jahrhundert immer mehr Versicherungs-Aktiengesellschaften (AG) auf den Markt, die einer kapitalgesellschaftlichen Konzeption unterliegen. Damit jeder Beteiligte der jeweiligen Solidargemeinschaft gleich und gerecht behandelt wird, wurde im Deutschen Kaiserreich 1901 das Versicherungsaufsichtsgesetz (VAG) und 1908 das Versicherungsvertragsgesetz (VVG) eingeführt. Das heutige VAG und VVG beruhen noch auf diesen Grundlagen. An dieser Stelle kann man aufgrund der Entstehungsgeschichte mit Fug und Recht sagen, daß Versicherungen Solidargemeinschaften sind. Die Gemeinschaft steht mit ihren Versicherungsbeiträgen für den materiellen Schutz des einzelnen ein.

Kann eine Versicherung jedoch auch ein Geschäftsmodell sein?

Die weit überwiegende Mehrheit der Versicherungsgesellschaften sind heute Aktiengesellschaften. Im Gegensatz zum Versicherungsverein, bei dem alle erzielten Überschüsse aus den laufenden Beiträgen im Verein verbleiben, werden diese bei einer Aktiengesellschaft an die Aktionäre in Form von Dividenden ausgeschüttet. Überschüsse fallen an, wenn eine Versicherung mehr Beiträge eingenommen hat, als sie für Schadensfälle ausgeben mußte. Es ist nichts Anrüchiges dabei, Gewinne zu erzielen, sofern die Interessen aller Beteiligten berücksichtigt werden.

Im Interesse der Versicherten liegt es, daß einerseits die zu zahlenden Versicherungsbeiträge angemessen sind und nicht zur Befriedigung von Aktionären dienen und andererseits die Leistung im Schadensfall erbracht wird. Auf der anderen Seite haben Aktionäre natürlich ein Interesse an Dividenden (Gewinnbeteiligungen), denn schließlich machen sie durch ihre Kapitaleinlagen eine Aktiengesellschaft erst möglich. Aber auch hier gilt, maßvoll zu bleiben und nicht überzogene Gewinne zu fordern.

Welche Lehren kann jeder aus dem Grundwissen über Versicherungsgesellschaften ziehen?

Der Abschluß einer Versicherung erfolgt oft über einen Versicherungsberater und zunehmend online im Internet. Unabhängig für welche Versicherung man sich entscheidet, am besten fährt man, wenn man das Preis-Leistungsverhältnis vergleicht.

Ein Beispiel dazu: Wer als junger erwachsener Mensch nach Ausbildungs- oder Studiumsabschluß eine private Haftpflichtversicherung abschließen möchte, kann diesen Versicherungsschutz ab einem jährlichen Beitrag von 35 Euro und bis zu 150 Euro erhalten. Hier gilt es wachsam zu sein. Denn preiswert bedeutet oft, daß die Interessen der Versicherten nicht ausreichend berücksichtigt werden. Ein hoher Preis ist jedoch auch keine Garantie für das Wahren dieser Interessen. Vielleicht wird hier eher auf das Bedürfnis der Aktionäre Rücksicht genommen.

Darum gilt auch bei Versicherungen vor Abschluß eigenverantwortlich genau zu prüfen und eine wohldurchdachte Entscheidung zu treffen.

[JGL]

Quellenverweise.

https://www.abendblatt.de/wirtschaft/article129904563/Aelteste-Versicherung.html

https://deutsche-schadenshilfe.de/schadensratgeber/schadensregulierung-fuer-hausrat-und-gebaeude-versicherung/

https://www.hannoversche.de/wissenswert/versicherungen-im-wandel-der-zeit

http://www.mittelstands-anwaelte.de-images-rechtaz-Einfhrung-in_das_neue-Versicherungsvertragsgesetz.pdf


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